Goldener Schnitt – die Komposition macht den Unterschied

Was macht ein Bild schön? Woran lässt sich messen, wie gut ein Foto geworden ist? Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – über Komposition allerdings schon! Je tiefer ein Fotograf in die Themen: Komposition und Proportionen eindringt, desto häufiger trifft er auf einen Begriff: Goldener Schnitt. Ob digitale Spiegelreflexkamera oder Smartphone, die technischen Aspekte des Aufnahmegeräts sind nur Details, aber was ein Bild schön anzusehen macht, ist ein Goldener Schnitt und dessen Komposition.

Goldener Schnitt: Konstruktion und Theorie

Goldener Schnitt Apfel Bild

Bei Goldener Schnitt Kompostionen befindet sich das Hauptmotiv in einem äußeren Drittel (c) bbroianigo / pixelio.de

Unter Goldener Schnitt versteht der moderne Fotograf ein Proportionsgesetz. Nach dieser Regel wird eine Strecke so geteilt, dass sich eine Länge (a+b) zur längeren Teilstrecke b verhält, wie b zu a. Die mathematische Formel hierfür lautet: (a+b):b = b:a. Dieses Verhältnis kann nur durch eine irrationale Zahl dargestellt und nur näherungsweise mit 1,618… bzw. 0,618 angegeben werden. Jegliche gelungene Bild-Komposition hält sich an diesen Eckdaten fest. Ein Rechteck, dessen Seitenverhältnis Goldener Schnitt konform ist, nennt man ein Goldenes Rechteck.

Goldener Schnitt – das Goldene Rechteck und seine Geschichte

Ist ein Goldenes Rechteck konstruiert, lässt sich diese Teilung stetig wiederholen, so dass in verschiedenen Größen und Maßstäben Rechtecke und Quadrate basierend auf Goldener Schnitt Regeln entstehen, die einander ähnlich sind. Dies nennt man auch stetige Teilung. Diese Verhältnisteilung wird den alten Griechen, u. A. Pythagoras, zugeschrieben; sie war die „göttliche Teilung“ – das Prinzip einer höheren Ordnung.

In der Antike wurde diese Proportionierung bei menschlichen Figuren oder Tempelanlagen, wie dem Parthenon angewendet. Erst in der Renaissance sind an Fassaden und Grundrissen wieder Konstruktionen, die den Goldener Schnitt Normen entsprechen, nachweisbar. So zum Beispiel das Tempietto San Pietro von Bramante und das Weltmuseum Genau von le Corbusier. In verschiedenen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass Aufteilungen nach dem Goldenen Schnitt als wohlgefällig und angenehm betrachtet werden; oft werden diese sogar auch unbewusst angewendet.

Goldener Schnitt beim Bildaufbau

Erscheint also ein Foto besonders gut gelungen und spannungsreich im Aufbau, könnte es nach den Goldener Schnitt Regeln proportioniert sein, ohne theoretisches Wissen, aber mit einem guten Blick für ein Motiv. Eine Annäherung an diese Aufteilung schafft die Verhältnisteilung 2:3; 3:5: 5:8 usw. Einfacher ist es, sich eine Drittelung des Bildes vorzustellen, wobei das „Hauptmotiv“ jeweils an einer der gedachten Rasterlinien bzw. an den horizontalen und vertikalen Schnittpunkten liegt. So wird ein vertikales Motiv nicht in der Mitte zentriert, sondern etwa ein Drittel vom Bildrand entfernt platziert. Die horizontalen Linien können dabei das Motiv begrenzen oder es zentral, an einem wichtigen Punkt, wie zum Beispiel Auge, Fenster oder Blüte, kreuzen.

Goldener Schritt wird durch Technik unterstützt

Goldener Schnitt Spatz Foto

Goldener Schnitt Methoden werden bereits seit der Antike in Kunst und Architektur verwendet (c) ashyda / pixelio.de

Wichtig ist hierbei der Fokus. Der schärfste Punkt der Aufnahme, ist das Motiv, das nach dem Goldener Schnitt Muster im Gesamtbild integriert ist. Mechanische Zusatzfunktionen, wie Auto Fokus oder Auto ISO sollten nur spärlich, wenn überhaupt, und nur von Anfängern eingesetzt werden. Je mehr Möglichkeiten offen sind, durch eigene Bearbeitung ein gutes Ergebnis zu erlangen, desto eher wird aus der komplizierten Bildkomposition vor allem durch Profis nach Goldener Schnitt Prinzip auch ein gutes, perfekt koordiniertes Bild.

Eine Bilddrittelung bzw. imaginäre Einteilung in neun Felder bietet auch Anhaltspunkte, um ein Landschaftsmotiv etc. zu komponieren. Auch die Horizontlinie (tief oder hoch) kann mit Hilfe der Goldenen Rechtecke gefunden werden. Der Goldene Schnitt bietet eine gute Orientierungshilfe zur Bildkomposition; er ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten, den Bildaufbau spannungsreich zu gestalten. Wer auf noch mehr Technik zurückgreifen will, stattet seine Kamera mit externer Technik, wie Weitwinkel oder Super Zoom Objektiven aus. Je besser das Foto-Ergebniss, desto weniger Aufwand muss im Bildbearbeitungsprogramm investiert werden.

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3 Antworten

  1. Uwe sagt:

    Guter Artikel über den Goldenen Schnitt.

    Mit dem Autofokus bin ich allerdings der Meinung das, das immer sehr situationsabhängig ist, je nachdem, wie schnell man das Bild machen muss. Manuelle Fokussierung ist halt auch entsprechend langsam, liefert aber auch manchmal bessere Ergebnisse. Da macht es dann schon einen großen Unterschied, ob es sich um ein Stillleben handelt oder um ein Bild in der freien Natur, einen Vogel zum Beispiel wie im Beispielbild daneben.

    Daher bin ich persönlich der Meinung, dass der Einsatz des Autofokus mehr von der Situation abhängig ist und weniger vom Erfahrungsgrad des Fotografen.

    Mfg,
    Uwe

    • Hallo Uwe,

      vielen Dank fürs Lesen 🙂

      Du hast schon recht, dass der Autofokus immer auch etwas mit Foto-Situation und Motiv zu tun hat. Die Frage ist: erfordert es nicht auch ein gewisses Maß an Erfahrung, um einschätzen zu können, ob sich der Autofokus anbietet oder doch lieber manuell fokussiert werden sollte? Ein Neueinsteiger wird sich wohl eher auf die Auto-Funktion verlassen, da er mit Komposition vom Goldenen Schnitt beschäftigt ist.

      Obwohl eigentlich gerade eine Goldener-Schnitt-Fotografie von Stillleben oder zumindest stehenden Motiven dazu einläd, mal den ausgetrampelten Pfad zu verlassen und eigenhändig den richtigen Fokus zu finden.

      Liebe Grüße,
      Katarina