Pixel-Art – Computerkunst aus der digitalen Antike
Wir schreiben die 1980er Jahre, die digitalen Bilder lernen laufen – zwar noch sehr langsam und mit gerade mal bis zu 256 Farben, aber immerhin. Pixel-Art ist geboren.
Atari und der legendäre Commodore 64, kurz C64, halten Einzug in die Wohn- und Kinderzimmer, überall flimmern Spiele wie Pac-Man über die Bildschirme und Nintendo schafft mit Super Mario ein Highlight der Generation der Pixel-Art-Spiele. Der Charme der Grafiken: Bälle sind quadratisch und schräge Linien Treppen… Bis in die 1990er Jahre hat Pixel-Art Hochkonjunktur, ehe die Rechner leistungsstärker und 3D-Grafiken zum neuen Standard werden.
Heute ist Pixel-Art, also aus Bildpunkten in Rastergrafiken bestehende Digitalkunst, längst zu einer eigenen Form der Bildkunst avanciert – sogenannte „verpixelte“ Bilder sind nicht mehr Resultate fehlender Farben oder Leistung der Rechner, sondern gewollt. Was macht den Reiz dieser antik anmutenden Bildverarbeitung aus? Es ist wohl ein bisschen der nostalgische Blick in die Vergangenheit, gepaart mit der Herausforderung, mit einfachsten Mitteln eine minimalistische Computerkunst zu erschaffen.
Was sind die Merkmale solch eines digitalen Mosaiks?
Pixel-Art ist aufwändige Handarbeit. Was ist erlaubt, was nicht? In den Definitionen werden immer wieder folgende Kriterien betont:
- Es sollte möglichst jedes Pixel einzeln und sorgfältig gesetzt werden.
- Hilfen wie Grafikfilter werden abgelehnt, es dürfen aber neben dem Zeichenstift (Pencil) für das einzelne Setzen der Bildpunkte die Tools zum Linienzeichnen (Line) und Farbeausfüllen (Fill) benutzt werden – wobei echte Pixel-Art-Puristen auch die beiden letzteren Hilfsmittel verschmähen.
- Antialiasing, also die automatische Kantenglättung von Linien, und Dithering, die automatische Optimierung der Farbtiefe, sind dagegen verpönt. Diese Effekte müssen in jedem Fall händisch erreicht werden.
- Zu beachten ist auch das Speicherformat: GIF und PNG sind erlaubt, da sie ohne Datenkompression arbeiten. Von JPEG und BMP wird abgeraten, die Originale könnten zerstört werden.
- Pixel-Art wird in zwei Bereiche gegliedert: nicht-isometrisch und isometrisch. Vereinfacht beschrieben bezeichnet nicht-isometrisch jede Form der 2D-Darstellung; isometrisch wird angewendet, um eine 3D-Illusion zu generieren.
Pixel-Art in den Medien
Für große Aufmerksamkeit sorgte 2006 eine Plakat-Kampagne der Hamburger Hochbahn mit dem Titel „Der Alltag unserer Busfahrer“, kreiert im Pixel-Art-Design. Motive waren Busse, die sich in der Hamburger Innenstadt etlichen Herausforderungen ausgesetzt sahen. Dafür setzten die Macher der Werbeagentur um die 50 Millionen Bildpunkte am Computer. Die Nachfrage der Hamburger Bevölkerung nach den Plakaten war immens.
Die Pixel-Künstler Ivan Dixon und Paul Robertson sendeten einen vielbeachteten ironischen Gruß an die riesige Fangemeinde der Zeichentrickserie The Simpsons: Sie gestalteten Anfang letzten Jahres das Intro der Serie, den sogenannten Couchgag, komplett verpixelt im Modus eines 80er Jahre Computerspiels und Bart Simpson schrieb als Strafarbeit „PIXEL ART IS NOT REAL ART“ an die Tafel. Zu bewundern ist die liebevolle Hommage unter https://www.youtube.com/watch?v=FIZ_gDOrzGk.
Aktuell bewirbt die Sendergruppe ProSiebenSat.1 ihre Videotext-Auftritte miteigenen TV-Spots: Hier wird der Teletext als Pixel-Art-Kunstform kommuniziert.
Computerkunst selbst gemacht –
Was für Tools gibt es?
Vorweg: Pixeldiagonalen liegen bei 30 Grad statt der „herkömmlichen“ 45 Grad, so dass ein Punkt in einer Diagonalen immer im Verhältnis von zwei Pixeln Breite zu einem Pixel Höhe entspricht. Und wichtig: Um den 3D-Effekt in der isometrischen Pixel-Art zu erreichen, entsteht aus technischen Gründen ein Winkel von 26,565 Grad.
Windows-Nutzer können Pixel-Art ganz einfach mit MS Paint erstellen, zu empfehlen ist auch das kostenlose Pixel Art Studio (zum Download oder als App aus dem Microsoft Store). Für den Mac bieten sich die Programme Pixen und Acorn an. Wer eine kostenlose Alternative bevorzugt, ist mit dem Bildbearbeitungsprogramm GIMP gut bedient. Oder man greift auf den guten alten Photoshop zurück – nicht ganz billig, aber seit jeher bewährt.
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